Wollen Sie fitter, fröhlicher, organisierter, zuverlässiger oder erfolgreicher sein? Aber es klappt einfach nicht? Das könnte an Ihren Gewohnheiten liegen. Unsere Gewohnheiten in Form von Verhaltensmustern, Denkmustern und automatischen Gefühlsreaktionen, bestimmen zu einem großen Teil unseren Alltag und unsere Möglichkeiten. Allerdings ist es möglich, dass wir uns Neues angewöhnen und Altes verändern. Also bleiben Sie wahrscheinlich hinter Ihren Möglichkeiten zurück. Unnötigerweise.
Charles Duhigg: Die Macht der Gewohnheiten
In meinem heutigen Artikel möchte ich zur Abwechslung einmal wieder ein Buch vorstellen, das sich genau mit diesem Thema beschäftigt: Die Macht der Gewohnheiten von Charles Duhigg.
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Warum ist das für Führungskräfte interessant? Zum einen ist die Veränderung von Gewohnheiten eine großartige Möglichkeit zur Persönlichkeitsentwicklung. Nach Selbsterkenntnis und Selbstakzeptanz steht die Frage im Raum, woran Sie bei sich arbeiten wollen. Gewohnheitsveränderung ist ein Beispiel dafür, wie Sie Ihr Vorhaben umsetzen können. Zum anderen schreibt Duhigg nicht nur über Gewohnheiten von Einzelpersonen, sondern auch von Organisationen und Gesellschaften. Auch in Ihrem Team gibt es Gewohnheiten, deren Veränderung einen großen Schritt bedeuten können.
Teil 1: Individuelle Gewohnheiten
Im ersten Teil stellt Charles Duhigg dem Leser Egene Pauly vor, der sich krankheitsbedingt nichts Neues mehr merken konnte. Stellen Sie sich vor, jemand kann Ihnen nicht beschreiben, wie Sie in seinem neuen Haus vom Wohnzimmer zur Küche kommen. Er sagt, er habe keine Ahnung. Dann fragen Sie ihn, was er tut, wenn er hungrig wird und er steht vom Sofa auf und marschiert zielstrebig zum Kühlschrank in der Küche. Herr Pauly, der sich den Forschern jedes Mal erneut vorgestellt hat, hat ihnen gezeigt, wie sich neue Automatismen lernen lassen, die in den Tiefen des Gehirns abgespeichert werden. In einem Teil, den wir beispielsweise mit Ratten gemeinsam haben. Auch mit einem Pudel, falls Sie das beruhigt.
Duhigg erläutert die Gewohnheitsschleife, bestehend aus
- Auslösereiz,
- Routine und
- Belohnung
und welche Rolle das Verlangen spielt, damit sich eine Gewohnheit festsetzt. Vor allem verrät er die ‚goldene Regel für die Änderung von Gewohnheiten’: Auslösereiz und Belohnung beibehalten und die Verhaltensroutine ersetzen. Im Anhang gibt er noch eine konkretere Anleitung, wie der Leser seine persönlichen Gewohnheiten verändern kann. Ich würde empfehlen: Eine nach der anderen, beginnend am besten mit einer Schlüsselgewohnheit.
Teil 2: ‚Gewohnheiten erfolgreicher Organisationen’
Hier wird es für Sie in Ihrer Führungsrolle besonders interessant, denn das, was Sie hier lesen, können Sie auf die Kleinorganisation Ihres Teams übertragen.
Am Beispiel von Paul O’ Neill zeigt Duhigg, wie sich durch die Konzentration auf eine ‚Schlüsselgewohnheit’ – in diesem Fall Fokussierung auf Arbeitssicherheit – eine ganze Unternehmenskultur wandelt. Die Rolle der – leider schnell ermüdenden – Willenskraft zeigt er am Beispiel von Starbucks. Weniger Willenskraft brauchen Mitarbeiter, wenn Sie etwas aus eigenem Antrieb tun. Es lohnt sich also, ihnen Kontrolle über ihre Tätigkeit zu geben. Als Kontrast beschreibt Duhigg, wie ungünstige Gewohnheiten bei der Londoner-Bahn zu einer Katastrophe geführt haben, aber auch, wie diese Krise den Aufbau vorbildlicher Gewohnheiten ermöglicht hat.
Etwas erschreckend ist auch das Beispiel einer Kaufhauskette, die anhand ihrer Datenmassen individualisierte Kundenprofile erstellen können und ziemlich genau voraussagen können, was ihre Kunden gerne kaufen möchten. Auch unser Kaufverhalten ist sehr gewohnheitsgesteuert und läuft in bestimmten Mustern ab. So hat ein Vater anhand der Werbung, die das Kaufhaus seiner 16jährigen Tochter geschickt hat, erfahren, dass sie schwanger ist.
Teil 3: Gewohnheiten von Gesellschaften
Wie konnte aus der Verhaftung einer Schwarzen in Montgomery die von Martin Luther King geführte friedliche Freiheitsbewegung entstehen? Es war ja nicht die erste Verhaftung. Das ist ein Beispiel, an dem Duhigg aufzeigt, welche Rolle soziale Gewohnheiten bei der Entstehungen von weltbewegenden Veränderungen spielen. Wir könnten das in Deutschland einmal versuchen auf die Friedensmärsche und Montagsgebete von 1989 zu übertragen.
An dieser Stelle geht mir das zu weit. Mir reicht es schon, wenn es Ihnen gelingt, friedlich Ihr Team zu entwickeln. Nichtsdestotrotz: Spannend ist auch dieser dritte Buchabschnitt.
Erst Denken, dann Lesen
Ich möchte Ihnen das Buch nicht nur empfehlen, damit Sie hinterher ein wenig gebildeter sind. Ich möchte, dass es Sie ins Handeln bringt. Deshalb machen Sie sich am besten schon vorher Gedanken, wie Sie es nutzen möchten. Am einfachsten ist der Start bei sich selbst.
Sie können entweder bei Ihren Gewohnheiten starten oder bei den Zielen:
Welche Gewohnheit will ich entwickeln oder verändern?
Warum überhaupt? Was möchte ich mit dieser Veränderung erreichen?
oder
Was möchte ich – ganz konkret – erreichen (‚fitter sein’ reicht nicht)
Welche Gewohnheit muss ich dafür aufbauen oder welche hinderliche Gewohnheit verändern?
Gewohnheiten zu verändern ist anstrengend. Wenn Sie nicht wissen, wozu Sie das machen, halten Sie es voraussichtlich nicht durch. Und wenn Sie einfach nur ein tolles Ziel haben und hoffen, dass Sie es ‚irgendwie’ erreichen, wird das wahrscheinlich auch nichts. Deshalb ist machen Sie sich am besten so lange klar, was Sie mit welchem Ziel in Ihren Mustern ändern möchten, bis Sie vor Neugierde die Nase gar nicht mehr aus dem Buch heraus bekommen.
Sie wissen, was Sie wollen?
Sie wissen, warum und wozu?
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3 Comments
[…] die Macht der Gewohnheit* habe ich hier schon ein wenig geschrieben. Genau darum geht es. Willenskraft brauchen Sie nur für die Disziplin […]
[…] wofür Sie sich entscheiden, Sie müssen dafür Gewohnheiten […]
[…] darstellt und Fragen dazu beantwortet. Was zu Anfang viel Energie kostet, wird durch die Routine […]